SM U 9 - 1. Kriegspatrouille

Wie die meisten KTBs aus dem Ersten Weltkrieg wurde auch dieses handgeschrieben. Der Text wurde von Andi Forster mit Unterstützung von Herrn Fröschl aus der alten deutschen Schrift in modernes Deutsch übertragen. Die Übersetzung dieses wichtigen KTBs war nur dank ihrer vielen Stunden sorgfältiger und anspruchsvoller Arbeit möglich. Ich möchte meinen aufrichtigen Dank und meine Anerkennung ausdrücken.

 

Auslaufen
Datum
Angekommen
Datum
Tage auf See
Helgoland
20 September 1914
Helgoland
23 September 1914
 4
 
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Ships Hit
Datum
KTB Zeit
Position
Schiff
Tonnen
Nationalität
Geleit
22 Sep 14
07.20
52°09'N, 3°45'E
HMS ABOUKIR
12,000
britisch
 
22 Sep 14
07.55
52°09'N, 3°45'E
HMS HOGUE
12,000
britisch
 
22 Sep 14
08.20
52°09'N, 3°45'E
HMS CRESSY
12,000
britisch
 
     
Summe = 36,000
   
Militärschiffe werden in Tonnen Verdrängung statt Bruttoregistertonnen angegeben
Hinweis: Die Positionen in der obigen Tabelle und in der Patrouillenzusammenfassung von Google Earth sind vom KTB abgeleitet und stimmen in vielen Fällen nicht mit denen in maßgeblichen Referenzen überein, wie etwa „Die Unterseeboote der Kaiserlichen Marine“ von Eberhard Rössler oder der Website Uboat.net. Ziel ist hier, das Bild relativ zum U-Boot darzustellen und nicht die absolute Position, an der das Schiff angegriffen oder versenkt wurde.


 
 
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
                                             Kriegstagebuch  
                                                    des  
                             Kommandos SM Unterseeboot "U.9."  
       
                             Kommandant:  Kapitänleutnant Weddigen (Otto).  
           
           
           
           
           
           
           
           
                        Begonnen:    12 September 1914  
                        Abgeschlossen:  30 September 1914  
           
           
           
           
      Anlagen:  2    
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
           
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- 1 -
 
           
           
           
           
    15.09.14 Helgoland U.Boothafen Instandhaltungsarbeiten.  
    16.09.14 Helgoland U.Boothafen Instandhaltungsarbeiten.                 
    17.09.14 Helgoland U.Boothafenr Instandhaltungsarbeiten.                    
    18.09.14 Helgoland U.Boothafenr Instandhaltungsarbeiten.               
    19.09.14 Helgoland U.Boothafen Instandhaltungsarbeiten.  
    20.09.14  

Ausgelaufen mit der Aufgabe in der Gegend West-Hinder Feuerschiff. Wartestellung einzunehmen und Kriegs-und Transportschiffe anzugreifen.                                      

 
    5.15 Vm NW 4, starke Dünung bedeckt, Regen. klar  
    5.30 Vm   Prüfungstauchen bei Hogsteam.  
    6.00 Vm   Kurs 288° nördlich an der Sperre vorbei.  
    9.00 Vm Wind u. Seegang zunehmend Kurs 240°. Umdrehungen für 10 sm. Schwere Dünung und starke Bewegung des Bootes mit 7 sm Fahrt gerechnet.  
    5.00 Nm NW 6, bedeckt, Sturmbö, Regen, dazu starke Dünung

Loten auf 45 Meter Standort etwa 45 sm zu weit nördlich. Herbe Beeinflussung des Einkreiselkompasses durch die heftigen Bewegungen des Bootes. Darauf mit südlichem Kurse die Küsten angelotet.

 
    8.00 Nm  

Motoren abgestellt, elektrisch weitergefahren.

 
                                                            
    21.09.14 NW 5, klar, starke Dünung Lotwurf 30 Meter.  
    4.30 Vm      
    6.00 Vm   Lotwurf 28 Meter. Auf kurs 210° gedreht  
    8.30 Vm Ameland Lighthouse querab

Wieder größere Abweichungen des Kompasses beobachtet, daher längs der Küste nach Landpeilung gesteuert. Nachmittags wird die die See achterlich, Kompass beruhigt sich und kann benutzt werden.  

 
      N 7, klar, schwere achterliche See  
    5.30 Nm IJmuiden Lighthouse BB querab Kurs 200°.  
    7.00 Nm   Motoren wegen Dunkelheit abgestellt und elektrisch über Wasser weiter gefahren  
    7.30 Nm Scheveningen querab

Getaucht vor einem verdächtigen Fahrzeug. Näheres nicht ausgemacht. Daran anschließend verfügt, das Boot auf den Grund zu legen. Versuch wurde aufgegeben, da selbst auf 25 Meter Tiefe und 6 Tonnen Untertrieb die Grundsee das Boot wiederholt aufstoßen ließ. Ausgeblasen und mit KF in die See gehalten.

 
                                                            
           
Sonnen- und Monddaten 20.09.14
Sonnen- und Monddaten 21.09.14
 
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    22.09.14 N 5, klar, dunkel Getaucht vor abgeblendeten Fahrzeugen etwa 1000 meter querab. Näheres nicht auszumachen. Auf 15 Meter Tiefe 270° mit K.F. gesteuert.  
    1.00 Vm    
    5.45 Vm N 3, sehr klar Dünung Ausgeblasen, Lotwurf 27 Meter. Petroleum.Motor. angestellt zum Vorstoß nach Feuerschiff.  
   
Scheveningen in etwa 100°T, 22 sm 
 
    6.00 Vm   Im Süden Masten gesichtet. Getaucht. Später als Kriegsfahrzeug ausgemacht. Zu beiden Seiten in etwa 2 sm Abstand noch je ein Kriegsfahrzeug erkannt. Ich schloß auf eine Marschsicherung. Kriegsfahrzeuge werden als englische Kreuzer mit 4 Schornsteinen erkannt. Da bis zum letzten Augenblick keine Anzeichen für ein folgendes Gros vorlagen, Angriff nacheinander auf die 3 Kreuzer (nach anliegender Skizze) angesetzt, und zwar:  
        1) 7.20 h Vm. II. Rohr 0° Winkel auf den in der Mitte stehenden Kreuzer. Schussentfernung 500 Meter. Geschätzte Fahrt 10 sm. Schneidungswinkel 90°. Treffer. Schiff krängte nach einigen Minuten stark und kenterte, während der Angriff auf den nächsten Kreuzer angesetzt wurde.  
       

2) 7.55 h Vm Doppelschüsse aus I. und II. Rohr 5 sek Intervall. 0° Winkel auf den östlichen Flügelkreuzer, der dem havariertem Schiff zu Hilfe kam und mit Rettungsbooten unterstützte. Schiff lag fast still. Zielverteilung durch Drehen des Bootes.  Schussentfernung etwa 350 Meter. Schneidungswinkel geschätzt 70°. 2 Treffer. Schiff krängte und sank unbeobachtet, während der Anlauf für das nächste Schiff angesetzt wurde.

 
       

3) 8.20 Vm. Doppelschuß aus III. und IV. Rohr. 180° Winkel auf das letzte Schiff / westliches Flügelschiff/, welches in der Nähe stoppte u. sich ebenfalls an der Rettung zu beteiligen schien. Schiff lag fast still. Schußentfernung etwa 1000 m. Beide mit 5 sek Intervall aufeinander im Ablaufen Mitte losgemacht. Vom Boot nur eine – allerdings trotz der großen Entfernung sehr heftige – Detonation verspürt. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß der zweite Torpedo von der Detonation des ersten mit zur Explosion gebracht worden ist. Vom Sehrohr wurde die erste Wirkung am Ziel durch eine besonders

 
           
           
Sonnen- und Monddaten 22.09.14
 
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    22.09.14   große Sprengwolke gekennzeichnet. Beim ersten Zeigen des Sehrohrs nach Vorlauf von etwa 4 Minuten konnte ich wohl eine verdächtige Krummlage des Schiffes feststellen, eine Schlagseite jedoch nicht wegen der seitlichen Peilung zum Schiff. Um sicher zu gehen entschloß ich mich auch zum Abfeuern des letzten, des 6. Torpedos.  
        4.) 8.35 Vm. I. Rohr 0° Winkel auf das stillliegende havarierte Schiff. Schußentfernung 500 Meter. Treffer. Bei der ersten Beobachtung - nach Vorlauf von etwa 5 Minuten - lag das Schiff mit etwa 45 ° Krängung da und legte sich - wie vom ablaufenden U-Boot gut beobachtet wurde – allmählich mehr und mehr auf die Seite, dann Kiel oben und verschwand schließlich gänzlich, dazu brauchte das Schiff etwa 35 Minuten. In derselben Weise wird der Untergang der beiden ersten Schiffe auch erfolgt sein.  
        Bemerkung: Das Sehrohr wurde nur bei kleiner Fahrt und nur wenn unbedingt notwendig gezeigt (die Angaben der Skizze und) Die Beobachtungen der havarierten Schiffe sind daher nicht absolut genau. Vollbesetzte Beiboote – deutlich ausgemacht wurde nur etwa 5 – trieben am Schluss auf dem Kampfplatz umher, auch eine Dampfbarkaß habe ich gesehen.  
        „U.9.“ fuhr unter Wasser noch etwas 20 Minuten mit hoher Fahrt nach Norden ab, tauchte dann auf u. trat den Rückmarsch an. Es wurde [, um] etwaigen Winkelschußversagern vorzubeugen, nur 0° u. 180° Schüsse gefeuert. Der Erfolg wurde dadurch vollständig, daß große Schiffe einem anderen durch Ubootstreffer havariertem Schiffe zu Hilfe eilten u. dadurch sich selbst preisgaben.  
        Die Schiffe hätten – bis Torpedoboote oder Dampfer zur Stelle waren – ihre Hilfeleistung auf Entsendung von Motor- und Ruderbooten beschränken sollen. Irgendwelche Gegenwirkung – Geschützfeuer – erfolgte nicht. Es ist anzunehmen, daß bei der allgemeinen Bestürzung beim Feinde, die Sehrohre in keinem Falle gesehen worden sind, und die Anwesenheit eines U Bootes nicht rechtzeitig erkannt worden ist.  
           
           
Sonnen- und Monddaten 22.09.14
 
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    To 22.09.14   Batteriezustand vor dem Anlauf:          6050 Amp.  
                    "             nach dem Anlauf:       3300 Amp.  
                                                                       2750 Amp.  
        (3000 Amp. Waren bereits während der Nachtunterwasserfahrt verbraucht)  
    8.30 Vm N 2, klar Rückmarsch mit Kurs 310°.  Begonnen, um verfolgende Streitkräfte irre zu führend.  
    9.20 Vm   Auf 20° gedreht und mit 12 sm Fahrt Terschelling-Bank angesteuert.  
    4.00 Nm sehr klares Wetter B.B. voraus mehrere sich schnell vorwärts bewegende Rauchwolken - in Richtung auf Terschelling-Bank – sichtbar später als englische Zerstörer erkannt wurde, augenscheinlich, um zurückkehrende U-Boote abzufangen. „U.9.“ entzog sich  
         
         
    5.15 Nm    
    7.00 Nm Terschelling Lightship querab  
    7.20 Nm   Voraus feindlicher Zerstörer. Getaucht und unter Wasser mit nördlichem Kurs weitergefahren. Der Zerstörer fuhr mit viel Fahrt öfter östliche Kurse hin und her. Auf 15 Meter Tiefe gegangen mit 50° nordöstlich.  
    10.30 Nm   Auf 80° gegangen.  
    11.30 Nm  

Auf Grund gelegt. 30 Meter Tiefe.

 
        Stromersparnis, Ruhe.  
                                                            
    23.09.14      
    5.00 Vm   Auf 10 Meter gegangen, bis in der Dämmerung ein freier Horizont beobachtet wurde.  
    5.35 Vm   Aufgetaucht, ausgeblasen u. 12 sm Fahrt Rückmarsch fortgesetzt nach Helgoland.  
       

F.T. Spruch an den Kreuzer der Emssicherung zur Weitergabe SMS Hamburg u. S122.

 
  [1. WK Rasterquadrat 6A117 = 52°09'N, 3°45'E] „U.9. hat am 22. September zwischen 6.00 und 9.00 Vm. Im Quadrat 117 α. Zusatzzahl 6 3 englische Panzerkreuzer - voraussichtlich vom 3. Panzerkreuzergeschwader – mit 6 Torpedos in den Grund gebohrt.  
    7.40 Vm   Emssicherung passiert.  
    1.35 Nm  

Helgoland eingelaufen Uboothafen fest.

 
                                                            
           
           
           
Sonnen- und Monddaten 22.09.14
Sonnen- und Monddaten 23.09.14
 
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    24.09.14 Helgoland - Wilhelmshaven Ausgelaufen nach Wilhelmshaven.  
    8.00 Vm NNE 1 Kriegstagebuchabschriften der Fernunternehmung auf S.M.S “FRIEDRICH DER GROßE" and "SEYDLITZ" abgegeben.  
    1.00 Nm   Durch die III. Einfahrt geschleust..  
    2.15 Nm   In er inneren Torpedowerft festgemacht.  
           
    25.09.14 Wilhelmshafen T.Werft Instandsetzungsarbeiten.  
    26.09.14 Wilhelmshafen T.Werft Instandsetzungsarbeiten.  
    27.09.14 Wilhelmshafen T.Werft Instandsetzungsarbeiten.  
    28.09.14 Wilhelmshafen T.Werft Instandsetzungsarbeiten.  
    29.09.14 Wilhelmshafen T.Werft Instandsetzungsarbeiten.  
    30.09.14 Wilhelmshafen T.Werft Instandsetzungsarbeiten.  
           
        Abgeschlossen: 30 September 1914  
                 in Wilhelmshaven  
                
                 Kapitänleutnant  
           
           
           
           
           
           
           
           
Sonnen- und Monddaten 24.09.14
 
Anlagen zum KTB der SM U-9 - Klicken Sie auf den Text links, um zum Dokument zu gelangen
   
Karte Streckenkarte der gesamten Patrouille
   
Skizze Kampfskizze für den 22. September 7.00 - 9.00 Vm

 


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